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Kolluvien am Ipf
Paläoumweltbedingungen und anthropogene Landoberflächenveränderungen im Umfeld des frühkeltischen Fürstensitzes auf dem Ipf am Westrand des Nördlinger Rieses: Charakterisierung, Datierung und Interpretation kolluvialer Sedimente
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Laufende Arbeiten



Poster

Poster 1 (pdf - 558 kb)

Poster 2 (pdf - 382 kb)

Poster 3 (pdf - 479 kb)


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Osterholz

Rechteckhof „Bugfeld“

Profil_Bugfeld   [zoom]
In den Jahren 2005 und 2006 erfolgten Bodenprofilaufnahmen- und beprobungen an den Rändern der Ausgrabungsflächen des Rechteckhofs im Gewann „Bugfeld“ beim Weiler Osterholz auf dem Mitteljura-Höhenrücken östlich des Ipfs (siehe Poster 1). Die späthallstattzeitlichen Siedlungsschichten (Ha D1 bis Ha D3, circa 650 bis 475 v. Chr.) werden hier von jüngeren bis zu 90 cm mächtigen und in sich mehrfach untergliederbaren Kolluvien bedeckt. Hingegen ist die Herkunft und Beschaffenheit der darunter auftretenden Substrate, in denen die frühkeltische Bevölkerung ihre Baustrukturen in Form von Gruben, Gräben und Pfostenlöchern eintiefte, noch im Detail zu klären. Ziel ist es, an Hand der Profiluntersuchungen Anhaltspunkte zum Einfluss der eisenzeitlichen Besiedlungsphase auf die Landschaftsentwicklung des Geländerückens zu erlangen. So stellt sich die Frage, ob die Kelten die ersten waren, die dieses Land in Kultur genommen und die natürliche Walddecke abgeholzt haben oder ob sich eventuell schon frühere menschliche Eingriffe nachweisen lassen.

Grund- und Goldbachtal

Basierend auf Vorerkundungen in Form von Bohrungen und geophysikalischen Messungen, wurden in den Tiefenlinien nördlich und südlich des Höhenrückens um Osterholz Baggerschurfe angelegt, die sehr interessante Befunde erbrachten (siehe Poster 2 und Poster 3). Die Geländebeobachtungen sowie die bislang verfügbaren Laboranalysen und Altersbestimmungen zeigen insbesondere an den Hängen des südlichen Grundbachtals einen starken Bodenabtrag durch Landbearbeitung bereits zu frühkeltischer Zeit, der sich in kolluvialen Ablagerungen in den Auen widerspiegelt. Hingegen deuten die bisherigen Erkenntnisse für den Nordhang auf eine eher weniger intensive Nutzung hin. Unter anderem konnte hier ein unter Kolluvien begrabenes fossiles Moor beprobt werden. Auf Grundlage von botanischen und zoologischen Bestimmungen der darin erhaltenen organismischen Makroreste sind dezidierte Aussagen zum einstigen Erscheinungsbild des Standorts möglich. Außerdem liefern die Untersuchung lateral eingetragener Materialien sowie die Pollenanalytik auch wertvolle Hinweise auf sein Umfeld, so dass insgesamt eine sehr detaillierte Rekonstruktion der Landschaft während vergangener Zeitphasen wiedergegeben werden kann.
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Rohrgraben der NATO-Pipeline

Kolluvienprofil_Rohrgraben   [zoom]
Unerwartet wurde im Jahr 2006 eine Kerosin-Leitung der NATO über eine Länge von rund 8 km quer durch das Untersuchungsgebiet verlegt. Der dabei aufgebaggerte Rohrgraben bot hervorragende Aufschlussverhältnisse und erwies sich daher für die Geländearbeiten von großem Vorteil. Insbesondere in Tiefenlinien wurden mächtige Kolluvien, zum Teil verzahnt mit archäologischen Befunden, dokumentiert. Als sehr interessantes Teilstück stellte sich unter anderem der Abschnitt nördlich des Ipfs heraus, wo mehrfach bis dahin unbekannte und im Gelände an Hand von Artefakten vorerst nicht datierbare dunkle Grubenfüllungen an den Rändern des Rohrgrabens sichtbar wurden. Auch ganz im Osten, bereits innerhalb des Rieskraters, kamen eingebettet in kolluviale Sedimente Siedlungsreste zum Vorschein, darunter eine römische Villa rustica und ein großes frühkeltisches Pfostenhaus.

Auch war entlang der Trasse innerhalb des Waldgebiets „Osterholz“ die Untersuchung von Böden unter Baumbestand möglich, die mit den Profilen im Bereich heute landwirtschaftlich genutzter Flächen verglichen werden sollen. Von besonderem Interesse wird sein, ob sich hier frühere Rodungsphasen, die zu einer verstärkten Erosion geführt haben müssten, nachvollziehen lassen. Dieser Frage wird durch die gezielte Anlage von Schürfgruben sowie großflächige Bodenkartierungen weiter nachgegangen.

Insgesamt erbrachte die Begleitung des Rohrgrabenaushubs eine Fülle an Informationen, deren Auswertung äußerst interessante Ergebnisse erhoffen lässt. Als Ergänzung zu den Resultaten der gezielt durchgeführten Geländearbeiten werden sie dazu beitragen, die Richtigkeit etwaiger Schlussfolgerungen zu überprüfen. Außerdem ermöglichen die auf diese Weise auch ganz im Osten des Untersuchungsgebiets aufgenommenen Profile Vergleiche der Landnutzungsentwicklung zwischen den Mitteljura- und Oberjura-Hohenzügen im Bereich des Ipfs und den bereits innerhalb des Rieskraters gelegen lössbedeckten Flächen nahe des Goldbergs. Eine spannende Frage wird sein, ob in beiden Naturraumeinheiten die erste In-Kultur-Nahme der Landschaft zum gleichen Zeitpunkt stattfand, oder ob sich im landwirtschaftlich besser geeigneten Rieskessel eine weiter zurückreichende und kontinuierlichere Nutzung nachweisen lässt. Dieser Aspekt spielt auch hinsichtlich der funktionalen Bedeutung der Höhensiedlungen auf dem Ipf und dem Goldberg und ihrer Beziehung zueinander eine zentrale Rolle.
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Ipf

Mittelhänge

Ipf_Ackerterrasse   [zoom]
Auch in den archäologischen Grabungsschnitten an den Hängen Ipfs erfolgten Profilaufnahmen (siehe Poster 1). Ziel ist es hier, die anthropogenen Veränderungen des Hangreliefs näher zu erforschen sowie die einstige natürliche Geländeoberfläche zu rekonstruieren. Insbesondere sollen dem Alter und Nutzungszeitraum der hier erkennbaren Ackerterrassen nachgegangen werden. Die stratigraphische Beziehung der archäologischen Befunde zu den Aufschüttungen spricht bisher für eine nach-eisenzeitliche Anlage; jedoch sind zur endgültigen Klärung der Frage noch eingehende Untersuchungen erforderlich.

Ebenso konnten mit Hilfe der Geoelektrik sehr effektiv Informationen über den Aufbau einer der Trichtergruben am Nordhang des Ipfs gewonnen werden. Geologischer Schichtaufbau und Form weisen auf eine einstige Nutzung als Wassersammelstelle hin. Genauere Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Untergrunds soll hier im Weiteren die Analyse von Bohrkernen erbringen.

Unterhänge

Im Frühjahr 2007 wurden auch am Fuße des Ipfs geoelektrische Prospektionen durchgeführt. Wiederholt wurden dabei Strukturen angetroffen, die auf ehemals tiefe, heute jedoch durch verlagertes Bodenmaterial verfüllte und daher im Gelände nicht mehr erkennbare Rinnen hindeuten. Diese Geoarchive wurden im Jahr 2008 durch Bohrungen noch näher erkundet. Dabei konnte die Vermutung, dass hier mächtige kolluviale Akkumulationen vorliegen, bestätigt werden.

Darauf aufbauend wurden auch hier Baggerschnitte angelegt und untersucht. Insbesondere in einer Tiefenlinie östlich des Ipfs konnte dabei ein sehr interessantes Profil mit deutlich gliederbaren kolluvialen Horizonten freigelegt werden. Organismische Makroreste und Keramikscherben ermöglichen auch hier eine detaillierte zeitliche Einordnung einzelner Ablagerungsschichten und liefern Hinweise auf das ehemalige Landschaftsbild. Auch wurde hier in rund 2 m unter der heutigen Bodenoberfläche eine verschüttete, einstige Feuerstelle vorgefunden, die in die frühkeltische Zeit datiert. Die zu erwartenden Auswertungsergebnisse lassen spannende Erkenntnisse über die Landnutzungsgeschichte in unmittelbarer Umgebung des Ipfs erwarten.
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Letzte Änderung: 21.05.2010