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Frühkeltische Siedlungsdynamik Hohenasperg
Erforschung der Siedlungsdynamik im Umfeld des frühkeltischen Fürstensitzes Hohenasperg, Kr. Ludwigsburg, auf archäologischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen
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Laufende Arbeiten



Arbeitsschritte


  • In den zwei ersten Antragsjahren wurden alle Siedlungsstellen um den Hohenasperg in einem Umkreis von etwa 15 km auf Dokumentationslücken hin gesichtet und in elektronischer Kurzerfassung und Katalog zusammengestellt.
  • Im dritten und vierten Antragsjahr stand die Erstellung einer Feinchronologie des Mittleren Neckarlandes im Blickpunkt. Hierfür standen aus den ergrabenen Siedlungen zahlreiche Referenzbefunde zur Verfügung. Sowohl qualitative (Metallobjekte, Importfunde und Drehscheibenkeramik) als auch quantitative Studien unterstützten die Feindatierung.
    Projektkonzept   [zoom]
  • Aufgrund der Vorarbeiten zur Feinchronologie konnten in der letzten Arbeitsphase Beginn und Ende der Siedlungen herausgearbeitet und etwaige Siedlungsverlagerungen erfaßt werden und somit eine antiquarisch fundierte Auswertung in Hinblick auf die zentrale Fragestellung des Projektes erfolgen. Zuerst wurden die Siedlungen auf der Mikroebene analysiert. Sie sollten im Einzelnen durch evtl. Besonderheiten wie handwerkliche Nachweise, Spezialisierung bei Tierzucht und/oder Landwirtschaft charakterisiert und auf ihre Größe, Nutzungsart und Funktion hin untersucht werden. Dagegen umfassten die Untersuchungen auf Makroebene Umfeldanalysen und Siedlungsmuster, auch mit Hilfe eines GIS. Die bekannten Gräberfelder wurden dabei in die Untersuchungen ebenso miteinbezogen wie die Ergebnisse der Osteologie und der Botanik.

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Kurzbilanz

Dank neuer Lesefundkomplexe von A. Schwarzkopf und H. Wagner konnten Besiedlungsanfang und Ende des Hohenaspergs in der frühen Eisenzeit mit Ha D1 und FLT präzisiert werden.

Nach der Sichtung von Ortsakten und Publikationen konnten insgesamt 417 eisenzeitliche Siedlungsstellen im Umkreis des Hohenaspergs erfaßt werden. Ein Großteil des Fundmaterials aus den Siedlungen wurde daraufhin zwischen 2007 und 2009 im Zentralen Fundarchiv in Rastatt gesichtet. Dazu wurden eine handhabbare Keramiktypologie und Formblätter entwickelt, die sich für eine schnelle Durchsicht besonders der unpublizierten Originalfunde eigneten. Über 200 früheisenzeitliche Referenzbefunde konnten dabei für die Darstellung einer Eisenzeitchronologie für das mittlere Neckarland bestimmt werden. Nach Feindatierung, soweit möglich, und Analyse der topographischen Lage wurden undefinierbare Siedlungsstellen aussortiert und einige zu einer einzigen Siedlung zusammengeführt. So blieben - mit jeweils einer Außensiedlung am Hohenasperg und einer um Walheim "Burg" - 341 Siedlungsstellen für eine präzisere Auswertung übrig. Davon entfallen 42 sicher auf die Phase 1 (Ha C/D1), 72 auf die Phase 2 (Ha D2/3) und mindestens 139 Siedlungen auf die Phase 3 (FLT). Während in Phase 1 Einzelgehöfte die typische Siedlungsform darstellen, konzentrieren sich in Phase 2 größere Siedlungen in kleinen Siedlungskammern; sie laufen in Phase 3 aus. In Phase 3 sind neben größeren Ansiedlungen wie Walheim "Burg" oder Eberdingen-Hochdorf "Reps" auch wieder vereinzelte kleinere Ansiedlungen zu finden. Auffällig ab Phase 2 ist der Metallreichtum; außerdem ist ab dieser Phase in den Siedlungen Briquetage zu finden. Das mittlere Neckarland mit dem Hohenasperg scheint hier als Verkehrsknotenpunkt an Enz (Eisenindustrie bei Neuenbürg/Schwarzwald) und Neckar (Briquetage aus dem Raum um Heilbronn oder Schwäbisch Halle) zu partizipieren.
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Massaliotische Amphorenfragmente aus Sersheim

Sersheim, knapp nordöstlich von Vaihingen an der Enz gelegen, war im archäologischen Sinne bisher nicht auffällig. In dem kleinen Ort im Mettertal, am Fuße des Stromberges, waren wohl römische Gebäudereste und aus dem Luftbild Befundverfärbungen bekannt, aber eine zeitliche Tiefe oder Besiedlungsschwerpunkte nicht auszumachen.
Dies änderte sich 2004, als im Zuge archäologischer Begleitmaßnahmen zu einer Straßentrasse auf einer aufgedeckten Fläche von 380 x ca. 13,5 m eine Vielzahl an Befunden dokumentiert werden konnten, angefangen bei der Schussenrieder Kultur, über bronze- und urnenfelderzeitliche Gruben, späthallstatt- und latènezeitlichen Befunden bis hin zu zwei römischen holzverschalten Kellerräumen.

Eine Fußpaukenfibel zeigt den Beginn der früheisenzeitlichen Besiedlung mit Ha D3 an, ein Glasarmringfragment (Haevernick 3a/Gebhardt 38) und rot-weißbemalte Keramik setzen den jüngerlatènezeitlichen Endpunkt.

Um die 30 Befunde, darunter etwa sieben Grubenhäuser, 13 Trichtergruben und neun Pfostengruben, dürften Ha D3/frühlatènezeitlich zu datieren sein. Das Fundmaterial ist insgesamt nicht sehr üppig; Keramik, darunter auch ein Graphittonscherben, und Briquetage sind stark fragmentiert. Die Qualität der Keramik ist ebenfalls nicht sehr gut. In einer einzigen Grube fand man die Reste eines auf der Drehscheibe hergestellten Gefäßes, das allerdings wahrscheinlich im Gebiet südöstlich der Enz hergestellt worden ist.


Umso größer war die Überraschung, als während der Durchsicht der Funde im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg/Zentrales Fundarchiv Rastatt zwischen den Hüttenlehmfragmenten einer kesselförmigen Grube Amphorenfragmente entdeckt wurden.
Die Grube war mit 0,6 kg handaufgebauter Keramik, 0,4 kg scheibengedrehter Keramik (Amphorenfragmente), 0,1 kg Briquetage, 2 kg Hüttenlehm und 1,6 kg Steinen verfüllt.

















Unter der handaufgebauten Keramik gab es nur die Randscherben einer uncharakteristischen einbiegenden Schale und zwei Bodenfragmente, sie können den Befundinhalt also nur allgemein in die (frühe) Eisenzeit datieren.

Von der Amphore sind ein Henkelfragment, eine Wandscherbe mit Henkelaussparung, drei Randstücke, zwei Bauch/Umbruchfragmente und weitere Wandscherben vorhanden. Der Ton ist mit Glimmer und roten Partikeln (Schamotte?) versetzt. Charakteristisch sind die Randscherben: Im Bruch ist der umgelegte Rand deutlich erkennbar, an seinem Ende ist er durch eine umlaufende Rille verziert.

Hierbei handelt es sich mit Sicherheit um ein Importstück. Die Indizien deuten alle auf eine massaliotische Amphore Typ Py 2 (Laufzeit etwa 500-400 v. Chr.). Wenn man Verbreitungskarten von Amphoren nördlich der Alpen betrachtet, deutet sich hier eine kleine Sensation an: Amphorenfragmente sind bisher nur von den „Fürstensitzen“ Breisach und Heuneburg und dem Rechteckhof Osterholz beim Ipf bekannt. Wie ist die Amphore zu dieser ­ dem Fundmaterial nach ­ eher unbedeutenden Siedlung in der Peripherie gekommen? Oder andersherum gefragt: Wie kam die kleine Siedlung in Sersheim zu einer massaliotischen Weinamphore?

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AG Keramik

Innerhalb des Schwerpunktprogrammes hat sich eine AG Keramik gebildet. Ziel war es, Einblick in den Keramikfundstoff und seine jeweilige Problematik zu erhalten, und in Diskussion mit KollegInnen ähnlicher Aufgabenstellung zu kommen. Die Treffen fanden unregelmäßig vor und nach der Grabungssaison in Esslingen, Tübingen, Frankfurt, Mainz und Rastatt statt.
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Letzte Änderung: 31.05.2010