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Fürstensitz Glauberg
Auswertung und Publikation der hallstatt- und latènezeitlichen Funde und Befunde aus den Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen auf dem Glauberg, Gde. Glauburg-Glauberg, Wetteraukreis
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Laufende Arbeiten



Die späthallstatt-/frühlatènezeitlichen Befestigungsmauern

Pfostenschlitzmauer vom Typ Altkönig-Preist (nach W. Dehn)   [zoom]
Verschlackter Basaltstein aus der Füllung der Mauer I   [zoom]
Der frühkeltische Fürstensitz auf dem Glauberg war im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. durch eine starke Mauer befestigt, die das Plateau auf allen Seiten umgab. Jüngere Eingriffe von der Antike bis hin zur Anlage von Weinbergen im 18. Jahrhundert haben allerdings dafür gesorgt, dass die eisenzeitlichen Befestigungsmauern bei der Ausgrabung relativ schlecht erhalten waren.
Nach derzeitigem Stand der Auswertung wurde die älteste Ringmauer im späten 6. Jahrhundert v. Chr. (Ha D 2/3) erbaut. Sie gehört einem Typus an, der in der Späthallstatt-/Frühlatènezeit weit verbreitet ist und den man als „Pfostenschlitzmauer vom Typ Altkönig-Preist“ bezeichnet. Charakteristisch für solche Mauern ist ein Holzgerüst aus vertikalen Pfosten, die durch Queranker miteinander verbunden sind; zwischen den Pfosten befinden sich an Vorder- und Rückfront jeweils Trockenmauersegmente.
Diese älteste Ringmauer auf dem Glauberg ist in voller Länge durch Feuer zerstört worden. Dieser Großbrand hat so stark gewütet, dass sogar Basaltsteine der Mauerfüllung geschmolzen sind. Man kann davon ausgehen, dass damals auch die zugehörige Innenbebauung ein Raub der Flammen geworden ist. Eine naturwissenschaftliche Untersuchung verschmolzener Steine vom Glauberg erfolgt derzeit durch P. Kresten (Uppsala).
Unmittelbar nach der Brandkatastrophe wurde über der Ruine der abgebrannten Mauer eine zweite, gleichartig konstruierte errichtet, deren Rückfront z. T. noch über einen Meter hoch erhalten ist. Hier lassen sich gut die charakteristischen „Pfostenschlitze“ erkennen, die durch das Herausfaulen der Holzpfosten zustande kommen.
Pfostenschlitze in der Rückfront der zweiten Mauer (Foto: N. Fischer, Landesamt für Denkmalpflege Hessen)   [zoom]
Über den verfallenen Befestigungen der Späthallstatt-/Frühlatènezeit errichtete man im Früh- und Hochmittelalter noch drei weitere Mauern, in deren Füllungen sehr viele Funde der Späthallstatt-/Frühlatènezeit zutage gekommen sind.
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Die Innenbebauung

Der Weiher während der Ausgrabungen Mitte der 1930er Jahre. Im Baum befindet sich der Aussichtsturm des Grabungsleiters H. Richter (Foto: H. Richter)   [zoom]
Über die Innenbebauung des frühkeltischen Fürstensitzes sind kaum Aussagen möglich, weil die früh- bis hochmittelalterliche Besiedlung die älteren Siedlungsstrukturen weitgehend zerstört hat. H. Richter hat in den 1930er Jahren fast ausschließlich völkerwanderungszeitliche und mittelalterliche Bebauungsspuren auf dem Plateau angetroffen. Späthallstatt-/frühlatènezeitliche Funde konnte er vor allem im Bereich des Materialgrabens hinter dem Wall bergen, woraus er fälschlich den Schluss zog, die Bebauung habe sich „kasemattenartig“ an die Ringmauer angelehnt. Keramisches Fundmaterial frühkeltischer Zeit ist bei den Grabungen der 1980er und 1990er Jahre in großer Menge in der dritten, (früh-) mittelalterlichen Befestigungsmauer zutage gekommen, d. h., man hat bei deren Erbauung die prähistorischen Siedlungsschichten auf dem Plateau weitgehend abgegraben und als Füllmaterial für die neue Mauer verwendet.
Ein großes, kreisrundes Wasserreservoir sicherte bereits in keltischer Zeit die Wasserversorgung der Bewohner des Plateaus. Dieser „Weiher“ liegt an der tiefsten Stelle einer natürlichen Einmuldung der Hochfläche, an der sich über undurchlässigen Schichten das Oberflächenwasser sammelte; er wird also nicht durch einen Quellaustritt gespeist.
Der Weiher auf dem Glauberg (Foto: G. Rasbach)   [zoom]
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Befundbearbeitung

Das Südostprofil der Fläche 2 zeigt eine Abfolge von zwei Siedlungsschichten und vier Mauerphasen (Graphik: H.-J. Köhler, Wölfersheim)   [zoom]
Die Bearbeitung der Profile, Pläne und Maueransichten erfolgt auf der Basis der umfangreichen Grabungsdokumentation und geht Hand in Hand mit der Fundbearbeitung. Nur wenn man die genaue Fundposition der Kleinfunde und der Keramik mit der Grabungsdokumentation exakt korreliert, gelangt man zu begründeten Datierungen einzelner Siedlungsschichten und Mauerphasen. Diese zeitaufwendigen Arbeiten bilden das Kernstück der Auswertung einer Siedlungsgrabung.


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Fundbearbeitung

Scherben rauhwandiger Töpfe mit Fingertupfenverzierung   [zoom]
Gefäßfragment vom Glauberg (Foto: J. Bahlo, Römisch-Germanische Kommission)   [zoom]
Die Sichtung des umfangreichen Fundmaterials aus den Grabungen auf dem Glauberg konnte inzwischen abgeschlossen werden. Aus dem Gesamtbestand der Funde, die eine zeitliche Spanne vom Neolithikum bis in das Hochmittelalter abdecken und ein Gesamtgewicht von rund 3,2 Tonnen aufweisen, wurde für die wissenschaftliche Bearbeitung eine Auswahl getroffen, für die zwei Aspekte ausschlaggebend waren:
1. Dem Fundbestand entnommen wurden sämtliche aussagekräftigen Stücke, die in die Späthallstatt- und Latènezeit datieren.
2. Entnommen wurden außerdem Objekte anderer Zeitstellung, die für die Klärung der Stratigraphie bedeutsam sind. Nur auf diese Weise lassen sich nämlich die eisenzeitlichen Mauerphasen „herausschälen“ und von Älterem oder Jüngerem trennen.
Anschließend galt es, die Funde zu stratifizieren und für die Datierung einzelner Schichten und Mauerphasen auszuwerten.
Die überwältigende Masse des Materials besteht aus Keramik, meist aus Scherben geringer Größe. Ganze Gefäße oder auch nur größere Gefäßfragmente ließen sich nur selten zusammensetzen, vor allem in solchen Fällen, in denen sie dicht über der alten Oberfläche oder in einer Mulde des anstehenden Felsens zutage gekommen sind. Aussagekräftige Scherben wurden für die Auswertung zeichnerisch dokumentiert.
Auf dem Glauberg begegnet das charakteristische Gefäßrepertoire der Späthallstatt-/Frühlatènezeit, also rauwandige Töpfe mit Fingertupfenreihen auf der Schulter, Schulterschüsseln, Schalen mit einbiegendem Rand u.s.w.
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Strichverzierte Keramik - Beleg für Nordkontakte des Glaubergs

Strichverzierte Scherbe vom Glauberg (Foto: J. Bahlo, Römisch-Germanische Kommission)   [zoom]
Strichverzierte Keramik vom Glauberg (Foto: H. Baitinger)   [zoom]
In einiger Zahl sind auf dem Glauberg Scherben mit „hessisch-thüringischer Strichverzierung“ zutage gekommen, die in das späte 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. datiert werden können. Solche Keramik mit geometrischen, teilweise weiß inkrustierten Mustern ist typisch für die Mittelgebirgszone zwischen Hunsrück und Harz, während sie in der Wetterau nur selten vertreten ist. Diese Scherben belegen, dass der Glauberg nicht nur zu den Fürstensitzen in Südwestdeutschland und nach Westen zum Mittelrhein hin orientiert war, sondern dass er auch in das kulturelle Gefüge des Mittelgebirgsraums eingebunden war und enge Kontakte nach Norden pflegte.
Verbreitungskarte der strichverzierten Keramik (nach H.-H. Wegner)   [zoom]

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Letzte Änderung: 02.07.2007