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Mont Lassois
Zur Genese und Struktur des frühkeltischen Fürstensitzes auf dem Mont Lassois bei Vix in Burgund. Deutsch-französisches Teilprojekt im Rahmen des Forschungsvorhabens "Vix et son environnement" der Universität Dijon
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Projektbeschreibung



Die Forschung seit den 1930er Jahren ...

Der Mt. Lassois   [zoom]
In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts führte Jean Lagorgette erste, noch wenig systematische Grabungen auf dem Mont Lassois durch. Zu seinen wichtigsten Entdeckungen gehören der Nachweis eines möglicherweise hallstattzeitlichen Grubenhauses nahe dem Plateauzentrum sowie in den oberen Bereichen des NO-Hanges mächtiger Siedlungsschichten mit reichem, überwiegend wohl späthallstattzeitlichem Fundgut (Grobkeramik, bemalte Ware, attisch schwarzfigurige Ware, Amphoren).
René Joffroy führte die Grabungen von Lagorgette fort und hat deutliche Hinweise auf eine komplexe Stratigraphie überliefert. Weitere Hinweise für eine komplexe Stratigraphie traf Joffroy 1951/52 am SW-Hang des Mont Saint Marcel an - diesmal verbunden mit Befunden (Gruben, Feuerstelle). Im nördlichen Bereich des Plateaus legte Joffroy einen vermutlich eisenzeitlichen Pfostenbau frei. Ähnlich den Grabungen von Lagorgette werden auch die von Joffroy heutigen Ansprüchen nicht gerecht.

Etwas aussagekräftiger sind hingegen die Grabungen René Joffroys im Befestigungswerk des Mont Lassois zwischen 1948 und 1971. So gelang ihm 1952 der Nachweis einer eisenzeitlichen Pfostenschlitzmauer. Mehrere Murus-Gallicus-Nägel im Versturz zeigen an, dass eine jüngste Phase spätlatènezeitlich zu datieren ist. Eine aufwändige Graben-Mauer-Konstruktion traf er bei Grabungen im Bereich „Champ de Fossé“ am Fuße des Westhanges des Mont Saint-Marcel an. Seine Beobachtungen machen eine späthallstattzeitliche Entstehung wahrscheinlich. Undatiert sind bislang zwei unterhalb des Plateaurandes beginnende und bis ins Seinetal verlaufende Wälle (sog. levées). In einem der Wälle konnte René Joffroy eine mächtige Steinmauer nachweisen.
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... bis zum Beginn des PCR Vix 2001

Archäologische Strukturen   [zoom]
In seiner im Jahr 2000 erschienenen Dissertation „Vix et son territoire à l’âge du fer“ hat Bruno Chaume unter Vorlage zahlreicher Originaldokumente den Gesamtkenntnisstand zum Mont Lassois und seines Umfeldes zusammenfassend, quellenkritisch und eingebunden in eine überregionale Sichtweise vorgestellt. Zusammen mit den 1997 erschienenen Akten des Kolloquiums von 1993 in Chatillon-sur-Seine „Vix et les éphémères principautés celtiques“ und der 2003 veröffentlichten Gesamtpublikation des Prunkgrabes von Vix ergibt sich eine außerordentlich günstige Publikationslage. Südöstlich des Mont Lassois erstreckt sich auf einer Fläche von 42 ha eine große spätbronze-, hallstatt- und spätlatènezeitliche Nekropole, in die auch das 1953 entdeckte Fürstinnengrab von Vix und das Heiligtum von "Les Herbues" einbezogen sind.
Erst mit dem 2001 begonnenen PCR „Le Mont Lassois et son environnement“ der Universität Dijon (Leitung: C. Mordant/B. Chaume) steht der Mont Lassois wieder unmittelbar im Forschungsinteresse. Seit 2002 untersucht eine österreichische Grabungsequipe der Universität Wien unter Leitung von Prof. Urban das Befestigungswerk an der Westkante des Plateaus des Mont Saint-Marcel nahe Gisement IV von Joffroy.

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Die Grabungen des Kieler Institutes 2002/03

Grabungsflächen und Geophysik   [zoom]
Im Jahre 2002 begannen die Grabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte (Haffner/Krausse) der Christian-Albrechts-Universität an der Ostkante des Plateaus. Sie waren verbunden mit großflächiger geomagnetischer Prospektion. Die Ausgrabungen 2002/03 drei Sondierungsschnitte an der Nordostflanke (A bis C). Deren wichtigsten Ergebnisse sind:
  • keine Befestigung an der Ostkante
  • spätbronzezeitliche und ältereisenzeitliche Siedlungsstrukturen
  • spätantike Besiedlungsreste
  • Grabensysteme als Teil eines komplexen Palisaden-Umfassungssystems
Die Bearbeitung der Keramik und der Kleinfunde dürfte zu einer Präzisierung der chronologischen Vorstellungen führen. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ist das in den großen Gräben gefundene jüngste Material hallstattzeitlich und ein deutlicher Hinweis darauf, dass diese Gräben während der Hallstattzeit angelegt worden sind. Für das Verständnis der Genese der Plateausiedlung ist die dort angetroffene spätbronzezeitliche Phase zugleich von größter Bedeutung.

Einen wesentlichen Fortschritt erbrachte 2003 die im Rahmen des PCR-Projekts „Vix et son environnement“ durchgeführte, großflächige geomagnetische Prospektion des Plateaus durch Harald von der Osten. Das Magnetogramm zeigt einen der Topographie des Plateaus angepassten Gesamtsiedlungsplan mit einer Süd-Nordhauptachse und beidseitiger komplexer Bebauung in Holzbauweise, geprägt durch Umfriedungssysteme in Form von Gräben, weiterhin Siedlungsgruben, Grubenhäusern, Gebäudegrundrissen unterschiedlichster Größe und Form. Mehrperiodigkeit ist durch erkennbare Überschneidungen und durch unterschiedliche Ausrichtung von Strukturen deutlich ersichtlich. Insgesamt vermittelt das Magnetogramm der Siedlungsstrukturen den Eindruck von Planung, Organisation und Komplexität.
Die Erstellung eines mikrotopographischen Gesamtplanes und die umfassende geopysikalische Prospektion werden vor dem Hintergrund des obenen geschilderten Forschungsstandes gezielte Grabungen ermöglichen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Genese und Struktur der spätbronzezeitlichen und hallstattzeitlichen Siedlungen auf dem Plateau leisten.

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Letzte Änderung: 06.01.2005